Schön bei uns, gell. Und immer perlend lustig. Früher war Feldafing die „Perle am See“, heute sind wir das. Eigentlich waren wir’s immer, nur die Feldafinger haben es nicht gewusst. Zu weit weg. Die haben zwar „Jazz am See“ und heuer 900-Jahrfeier (herzlichen Glückwunsch!) wir aber sind schon über 1250 Jahre alt und haben mindestens 20 klassische Konzerte im Jahr. Ätsch. Da kann man leicht lustig sein und ein bisserl über die grünen meterhohen Mauern um die Villen unserer paar Reichen lästern. Ja, Spaß muss sein!
Die Zeitungen finden das auch. Sie berichten gern über das ungewöhnlich lustige Tutzing. Um den zehnten Juli rum besonders: Da nennt die SZ unter dem Kürzel SBH unseren CSU-Vordenker Thomas von Mitschke-Collande einen GRÜNEN, nur weil er bemängelt, dass das böse Kraut Knöterich auf Kosten der Mieter des Betreuten Wohnen bekämpft werden soll. Und die letzte SPD-Bastion im Ort, Renate Geiger, wird im gleichen Artikel zur CSU-Kämpferin, die den Knöterich „kritisiert“. Folgenlos natürlich. Des Starnberger Merkurs witzigster Reporter Thomas Lochte schreibt derweil über Tutzings CSU.
Die sich in Härings-Biergarten mit der Traubinger Blasmusik an verlorene Wähler anschleicht (die aber lieber Bier trinken und Steckerlfisch essen) und sich von der Landtagsabgeordneten Ute Eiling-Hütig per Mikrofon vorlesen lässt, was gestern in der Zeitung stand. Altmeister und ewiger 2. CSU-Bürgermeister Hubert Hupfauf schlägt dabei die Hände über dem Kopf zusammen. Wer denkt, er hätte geklatscht, irrt. Derweil nörgelt SZ’s MANU, dass am – Tutzing ja nun wirklich gemäßem – ICE-Bahnhof seit 7 Monaten ein Schild langsam vergilbend an der Toilette hängt: „Bis auf weiteres geschlossen. Ihr DB-Regio“.
Tja, lustig, gell. Tutzing hat’s eben. Schön doch auch, dass hier ein Sozial-Verband mit gemeindlicher Unterstützung ein Haus bauen darf, Miete bekommt, und wenn in seinem Garten plötzlich Knöterich wächst, die Gemeinde als Auch-Mieter gleich sagt: ja, wir beteiligen uns gern mit 107 Euro an den Kosten der Beseitigung. Scheißegal, ob sich das die dazu gezwungenen Bewohner dieser „Sozialeinrichtung“ auch leisten können. Begründung: “Die Mieter einzubeziehen ist (nein, keine Schweinerei, sondern) ein Entgegenkommen des Verbandes“. Ist das nicht besonders lustig?
Statt dem Verband zu sagen: sorgt auf Eurem Grundstück für Ordnung? Geht nicht: wäre nicht lustig. Hat MANU auch nicht reklamiert. Sie findet es lieber lustig, wenn der Gemeinderat „vor (ganz anderem) Wildwuchs kapituliert“ und den Bürgern durch Satzungsänderung erlaubt, an ihre Hütten, Häuser, Villen und Schlösser Hausnummern nach eigenem Geschmack zu schrauben. Nix mehr „kobaltblaue Vorschrifts-Taferl“. Warum? Weil den Tutzingern, lauter Individualisten, diese Vorschrift schon immer schegal war. Lustig, gell.
Also: weiterhin viel Spaß!
Ihr Franz Bimslechner sen.